Traurig aber wahr. Es ist schon wieder passiert: Krebserregendes Dioxin ist über Tierfutter in unsere Lebensmittel gelangt – allen Kontrollen zum Trotz. Dabei müssen die Unternehmen die Inhaltsstoffe ihrer Produkte regelmäßig mit eigenen Kontrollen dokumentieren. Diese Dokumente werden dann von staatlichen Kontrolleuren bei Betriebsbesuchen überprüft und Stichproben untersucht. Anscheinend ist das aber noch nicht genug.
Eberhard Haunhorst, Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Niedersachsen, hält dennoch nichts von vermehrten Kontrollen. Als Argument führt er an, dass die, die betrügen wollen, auch durch mehr Kontrollen nur schwer daran zu hindern seien. Das Kontroll-Personal reicht seiner Meinung nach ebenfalls aus, teilte er tagsschau.de mit. In Niedersachsen, wo fast 40 Prozent aller Futtermittel in Deutschland produziert werden, sind zwölf Kontrolleure unterwegs. In Nordrhein-Westfalen sind acht Kontrolleure für Überprüfungen von mehr als 2000 Betrieben zuständig. Beruhigend ist das nicht.
Immerhin hat sich der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch aus dem schleswig-holsteinischen Uetersen im jüngsten Skandal selbst bei den Behörden gemeldet. Warum dieser nicht schon früher durch Messungen auf das Dioxin in den Futterfetten aufmerksam wurde, bleibt ein Rätsel.
Insgesamt sind mehr als 1.000 Legehennen-Farmen, Schweine- und Putenzuchtbetriebe in mehreren Bundesländern gesperrt, da das dioxinhaltige Futterfett des Unternehmens an Tierfutterhersteller verkauft und dort in die Waren gemischt wurde. So gelangten rund 3.000 Tonnen dioxinbelastetes Futterfett in Umlauf. Das genaue Ausmaß des Skandals kommt erst Stück für Stück ans Licht.
Die Überwachungsbehörden der Bundesländer untersuchen nun Fleisch-, Eier- und Milchproben auf ihren Dioxingehalt. Futtermittel werden sichergestellt und entsprechende Lebensmittel aus den Regalen der Geschäfte entfernt. Laut Foodwatch sollen Pflanzenschutzmittel das Futter verseucht haben. Foodwatch ist auf Rückstände einer Pentachlorphenolverbindung gestoßen, wie sie als Fungizid zum Schutz von Nutzpflanzen eingesetzt wird. Das heißt, zuletzt diskutierte Ursachen, wie beispielsweise das Entstehen von Dioxin durch die Erhitzung der Speisefette, scheiden aus.
Unter dem Begriff Dioxine wird die Gruppe der polychlorierten Dibenzodioxine und Dibenzofurane zusammengefasst. Dies sind chemisch ähnlich aufgebaute Kohlenstoffverbindungen, die Chlor enthalten. Bereits geringe Mengen können für den Menschen gefährlich sein. Als Langzeitwirkungen sind schwere Erkrankungen der Haut, der Schilddrüse, der Atemwege und des Verdauungstraktes ebenso festgestellt worden wie Störungen des Immunsystems. In Tierversuchen wurde zudem die krebserregende Wirkung dieser Substanzen nachgewiesen.
Dioxine entstehen unerwünscht, zum Beispiel bei chemischen Produktionsverfahren mit Chlor. Es gibt 200 Arten von Dioxinen, von denen aber nicht alle als krebserregend eingestuft werden. Das Gefährliche ist, dass sie sich im Körper anreichern und nur sehr langsam abgebaut werden können. 90-95 Prozent der Dioxinbelastung kommt über die Nahrung in unseren Körper – vor allem durch Milchprodukte und Fleisch. Um welche Dioxinart es sich im aktuellen Fall handelt, ist noch nicht bekannt.
Was ist jetzt mit dem Frühstücksei?
Die Behörden warnen vor Panikmache. Wer täglich ein Ei isst, hat keine gesundheitlichen Folgen zu fürchten, betont Frau Monika Lahrssen-Wiederholt vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Hier eine Übersicht über die Stempelnummern, der dioxinbelasteten Eier (zuletzt am 23. Dezember 2010 verkauft):
Betrieb 1: XL- Eier mit der Stempelnummer 2-DE-0513912 (MHD bis spätestens 20.01.2011).
Betrieb 2: Eier mit der Stempelnummer 3-DE-0514411 (MHD bis spätestens 20.01.2011).
Bei Eiern mit dieser Stempelnummer sind nur die Eier mit brauner Färbung betroffen.
Weiße Eier mit dieser Stempelnummer sind nicht mit Dioxin belastet.
Um die vielen Fragen der Verbraucher beantworten zu können, wurde vom Bundesverbraucherschutzministerium eine Telefon-Hotline eingerichtet.
Sie ist erreichbar unter der Rufnummer: 0228 / 99 529-4000
MO-FR 8:00-18:00 Uhr, SA 8:00-14:00 Uhr
Fazit: Werden im Einzelfall betroffene Lebensmittel in geringen Mengen verzehrt, wird davon ausgegangen, dass keine akute Gesundheitsgefahr für die Verbraucher besteht, aber dennoch – Dioxine haben in Lebensmitteln einfach nichts zu suchen!
AKL
Bild: Simon Strandgaard / Flickr.com
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