Assoziationen, die einem beim Gedanken an Schweden in den Sinn kommen, sind schnell gefunden: Astrid Lindgren, IKEA, das schwedische Königshaus, blonde Haare, H&M, Köttbullar…die Liste ließe sich endlos erweitern. Klar, dass der Elch („älg“) hier natürlich nicht fehlen darf, ist er doch außer auf der Insel Gotland in ganz Schweden weit verbreitet. Schätzungen zufolge leben hier bis zu 300.000 Tiere.
Schwedische Tierkunde
Im Allgemeinen gelten Elche als wählerische Fresser, anfällig für Wildtierkrankheiten und eigenbrötlerische Einzelgänger, die unter Umständen lange Wegstrecken zurücklegen und deren Domestizierung selten gelingt. Was viele nicht wissen, ähnlich wie die Kuh, lassen sich zahme und an den Menschen gewöhnte Elche sogar melken. Die so gewonnene Elchmilch wird vor allem wegen ihres hohen Fettgehalts und milden Geschmacks geschätzt, außerdem ist sie von cremiger und kräftiger Konsistenz und ist im Vergleich zur Kuhmilch wesentlich länger haltbar. Dies ist vermutlich auf spezielle Enzyme zurückzuführen, die auch das Immunsystem des Menschen stärken sollen. Warum gibt es die Milch dann nicht überall zu kaufen?
Weil sie äußerst selten ist. Die Milchmenge einer Elchkuh pro Laktationsperiode liegt im Normalfall bei 150 bis 200 Liter, kann aber durch Melken auf knapp 430 Liter gesteigert werden. Allerdings dauert die Laktationsperiode gerade einmal vier Monate (von Mai bis September). Auch sind Elche zuweilen recht störrische Tiere, deren Zitzen schmal und kurz sind, was das Melken nicht unbedingt erleichtert. Durch ihre Störanfälligkeit kann der Milchfluss sehr schnell versiegen oder aber die Elchdame lässt sich einfach nicht melken, was dazu führt, dass Milcherträge an einem Tag zwischen wenigen hundert Gramm und maximal vier Litern liegen können. Diesen Bedingungen zum Trotz hat sich im Süden Schwedens, in Västernyliden / Bjurholm um genau zu sein, eine Elchfarm auf die Produktion von Elchkäse spezialisiert. Wobei die Milch gesammelt und frisch eingefroren wird, bis genug zusammengekommen ist, um den Elchkäse zu produzieren. Dies geschieht drei- oder viermal im Jahr.
Elchkäse
Da die Milch weniger Laktose enthält als normale Kuhmilch und um einiges fetter ist, benötigt man für ein Kilo Käse 2,5 Liter Elchmilch. Durch die kurze Laktationsperiode, den Gemütszustand der Tiere und im Vergleich zu anderen Nutztieren sehr geringe Erträge, entstehen natürlich hohe Kosten und Aufwände. Eine Kuh muss beispielsweise bis zu zwei Mal am Tag per Hand gemolken werden, was sich wiederum im Endpreis niederschlägt. Nicht umsonst gilt Elchkäse als der teuerste Käse weltweit, wobei hier zwischen Feta und Blauschimmelkäse kein großer Unterschied gemacht wird. Wer die Köstlichkeit erwerben möchte, zahlt bis zu 500 Euro pro Kilo, kann sich aber sicher sein sich etwas wirklich Besonderes zu gönnen. Ein weiteres Detail neben der Milch darf bei der Elchkäseherstellung nämlich auf gar keinen Fall fehlen: Elche sind als Haustiere unheimlich anspruchsvoll und benötigen ganz viel Liebe. Und die geht ja bekanntlich durch den Magen, oder?
[AKH]
Bild: Katja Nolte / pixelio.de
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