Frischer Minzgeschmack für den ersten Kuss – und für alle darauf folgenden? Stressabbau während einer Klausur? Das neue Hobby der neuen Nichtraucher? Der Chipsersatz vorm Fernseher? Der Befriediger von Melonen-, Himbeer-, Guaven-, Multifrucht- und anderen Geschmacksgelüsten für unterwegs? Das erste Produkt, dass an einer computergestützen Kasse gescannt wurde? Und: Was eignet sich für einen Vaterschaftstest? Richtig! Der gute alte Kaugummi. Ohne Zuckerzusatz ist er kalorienarm und kann die Zähne sogar pflegen. Stundenlang kauen wir mit enormer Hingabe auf ihm herum – manche schlafen sogar mit ihm ein. Da liegt es doch nahe, sich etwas genauer mit dem kleinen Freund des Menschen zu beschäftigen, oder?
Der Kaugummi. Im Kaugummiautomat geboren?
Schon in der Steinzeit wurden bestimmte Baumharze gekaut. In Finnland fand man gar ein 5.000 Jahre altes Stück Birkenharz mit Zahnabdrücken. Im alten Ägypten wurden Kaugummis bei Riten verwendet. Und im 16. Jahrhundert trafen die Spanier auf zentralamerikanische Ureinwohner, die fleißig Tzicli oder Chictli (Latexsaft des Sapodillbaumes) kauten. Das rief, ganz klar, nach Nachahmung und so gründete der Amerikaner Hohn Curtis Jackson 1848 die erste Kaugummifabrik. Für sein Rezept verwendete er Fichtenharz. Der Erfolg war ihm sicher. Dann kam der New Yorker Thomas Adams auf den Plan. Er hatte die Idee, Latex als Kaugrundlage zu verwenden. Seine ersten Chicle-Kaugummis waren geschmacklos und wurden 1871 zum ersten Mal verkauft. Adams erweiterte seine Produktion um längliche Streifen mit kleinen Einkerbungen. So konnten gleichgroße Stückchen zu je einem Penny abgetrennt werden.
Aroma kam 1875 dank John Colgan aus Kentucky ins Rennen. Sein Kaugummi mit dem Namen Taffy-Tolu beinhaltete Tolubalsam, ein Harz aus dem Balsambaum, das gegen Husten eingesetzt wurde. Da John Colgan Erfolg hatte, zog Thomas Adams mit Lakritzgeschmack nach. 100 Jahre hielt sich sein Black Jack auf dem Markt. 1880 war es dann soweit: Der erste Kaugummi mit Minzgeschmack war da. 1890 betrat schließlich William Wrigley Jr. die Bühne und mauserte sich zum erfolgreichsten Kaugummifabrikanten der Welt. 1893 kreierte er mit Wrigley´s Juicy Fruit die beliebteste Sorte Amerikas. Im selben Jahr zog Wrigley´s Spearmint nach. Seit 1928 können wir, dank Walter E. Diemer von der Fleer Chewing Gum Company aus Philadelphia, die spaßigen Kaugummiblasen machen, die beim Platzen auf der Nase kleben. Danke dafür. Durch die nach dem 2. Weltkrieg in West-Deutschland stationierten Soldaten wurde der Kaugummi schließlich auch in Deutschland populär.
Des Kaugummis Kern
Die leicht verformbare und kaubare Masse mit den verschiedenen Geschmacksvarianten besteht hauptsächlich aus Kunststoffen, vorwiegend Polyisobutylen. Dann kommen die Füllstoffe wie Kieselsäure, Zellulose und Aluminiumoxid. Weichmacher, Feuchthaltemittel, Antioxidantien, Aromen, Farbstoffe, Säuren, Emulgatoren und viel Zucker beziehungsweise Süßungsmittel runden den Kauspaß ab. Manche Kaugummis enthalten zudem Xylit, das kariesverursachende Bakterien hemmt. Kleine Granulate versprechen eine reinigende Wirkung. Wissenschaftler aus Helsinki forschen sogar an einem Kaugummi, der Krebs vorbeugen soll.
Die Kaugummibase besteht zu 20 bis 25 % aus einer speichelunlöslichen, nicht verzehrbaren Masse. Diese Masse wird vorwiegend aus bestimmten Bäumen gewonnen, die in Südamerika, Indonesien und Malysia wachsen. Der eingedickte Milchsaft sowie die Harze dieser Bäume werden eingedickt und unter der Bezeichnung Chicle als Kaugummibase an die Hersteller verkauft.
Kaugummi und seine Wirkung
Durch die aktive Arbeit der Kaumuskeln steigt die Blutversorgung und somit auch die Sauerstoffversorgung im Kopf. Zudem entspannt das gleichmäßige Kauen und baut Stress ab. Das Kauen während einer Klausur oder vor einen wichtigen Termin ist also durchaus wirksam. Der vermehrte Speichelfluss schützt zudem die Speiseröhre, da die Magensäure verdünnt wird.
Wenn der Kaugummi nicht mehr schmeckt?
In Papier wickeln und in den Mülleimer werfen. Nicht irgendwo hinkleben oder achtlos wegwerfen! Kaugummi ist nicht biologisch abbaubar. Bis er zerfällt vergehen mehrere Jahre. Achtung: Immer mehr Städte verhängen Bußgelder, wenn der Kauspaß achtlos auf der Straße landet. Und wenn der Kaugummi auf der Kleidung klebt? Ins Gefrierfach damit. Die gefrorene Masse lässt sich leicht vom Stoff lösen. Und wenn der Kaugummi verschluckt wird? Wird er unverdaut ausgeschieden und nein, in kleinen Mengen verklebt er nicht den Magen.
[AKL]
Bild: manwalk / pixelio.de