Maultaschen – Als die Schwaben das „Herrgottsbscheisserle“ erfanden

Maultaschen gehören, zusammen mit Spätzle, Knöpfle, Schupfnudeln und Flädle zu den typischen Spezialitäten der schwäbischen Küche, die im Allgemeinen als rustikal, ländlich und deftig gilt. Dies lässt sich damit erklären, dass sie aus der Kost schwäbischer Bauern hervorgegangen ist, die nur mit Müh und Not dem kargen Boden ihren Lebensunterhalt abringen konnten. Da Fleisch für Viele unerschwinglich war, mussten sie sich mit Innereien und Mehlspeisen zufrieden geben, so dass im Schwabenländle auch heute noch viele vegetarische Gerichte auf der Basis von Getreide, Eiern, Kartoffeln und Hülsenfrüchten dominieren.

Dumm, wenn einem dann auch noch der Glaube verbietet an bestimmten Tagen im Jahr auf den teuren und schmackhaften Fleischgenuss zu verzichten. „Nicht mit uns“, dachten sich der Legende nach Mönche aus dem Kloster Maulbronn, die, während der Fastenzeit im Besitz eines schönen Stück Fleisches, Gott ein Schnippchen schlugen und das Fleisch, zerkleinert und mit weiteren Zutaten veredelt, in Nudelteig versteckten, den sie in kleine Portionen teilten und anschließend ohne schlechtes Gewissen genossen. Die Geburtsstunde der Maultasche. Dies ist aber nicht die einzige Legende, die sich um die Entstehung dieser berühmten Speise ranken.

Anderen Quellen zufolge soll eine gewisse Gräfin Margreth von Maultasch diese Spezialität aus Tirol mitgebracht haben, eine Version, an der der schwäbische Kurort Bad Urach bis heute festhält. Wieder andere behaupten, die Schwaben hätten – ganz praktisch veranlagt – die Maultasche einfach der italienischen Ravioli nachempfunden, indem sie diese vergrößerten und mit anderen Zutaten wie Fleisch, Zwiebeln, Petersilie und Spinat versahen. Hierfür sprechen die vielen Waldenserorte rund um Maulbronn, in denen italienische Glaubensflüchtlinge ansiedelten und vermutlich die in der fernen Heimat üblichen Gerichte kochten.

Heutzutage werden Maultaschen vorzugsweise mit Brühe oder angebraten in der Pfanne, entweder als Vor- oder Hauptspeise gereicht. Dazu gibt es dann geschmälzte Zwiebeln und Kartoffelsalat. Wer es ein wenig gehobener mag, der kann sie  auch mit Rahmchampignons und Zwiebeln, auf Sauerkraut, mit Lachsfüllung oder in pikantem Knoblauchgemüse genießen. Auch Maultaschen in Gorgonzolasoße, als Auflauf mit Frühlingsgemüse, mit Tomaten und Eiern überbacken oder als Salat sind beliebte Gerichte, die verdeutlichen, dass der Phantasie und den Einsatzmöglichkeiten dieser es in sich habenden Nudel keine Grenzen gesetzt sind. Hauptsache, es schmeckt.

[AKH]

Bild: Seph Swain / flickr.com